LVZ vom 25.03.2013: „Bürgerinitiative Wahren hofft auf Gespräch mit Fabian“ (S. 16)

Die Debatte verlief in Teilen heftig, mancherorts ist sie noch im Gang. Mehrheitlich hatte der Stadtrat voriges Jahr das Konzept „Wohnen für Berechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz“ beschlossen. Als Ersatz für die Massenunterkunft in der Torgauer Straße 290 sollten ursprünglich bis Ende dieses Jahres folgende neue Standorte entwickelt werden: Markranstädter Straße 16/18 (45 Plätze), Pittlerstraße 5/7 (36 Plätze), Eythstraße 17 (28 Plätze), Bornaische Straße 215 (35 Plätze) und Riebeck- straße 63 (70 Plätze in Haus 1 und 45 Plätze in Haus 4).

Von der Liste gestrichen wurden inzwischen die Pögnerstraße 14 in Schönefeld (40 Plätze) und Am langen Teiche 17 in Portitz (35 Plätze) – wegen zu hoher Baukosten be- ziehungsweise Sicherheitsbedenken (die LVZ berichtete). Deshalb und weil Leipzig gegenüber den Vorjahren mit einem Mehr an Asylbewerbern rechnet, bleibt die Torgauer Straße, für mehr als 400 000 Euro gerade notdürftig instand gesetzt, noch mindestens zwei Jahre am Heim-Netz.

Nach wie vor umstritten ist der Standort Pittlerstraße. Die Bürgerinitiative Leipzig-Wahren (BI) hält den Umbau der beiden alten LWB-Häuser für unverantwortlich – weil die teure Sanierung für die Kommune zu hohe Mietkosten zur Folge hätte und weil die Lage inmitten einer Eigenheimsiedlung mit dörflichem Charakter am äußersten Rand der Stadt dem Ziel der Integration und Anbindung an soziale Einrichtungen im Wege stünde, wie Annett Baar, die Vorsitzende der BI, betont. „Dies alles wäre bei drei Objekten in der Georg-Schumann-Straße unweit des Anker, die seitens einiger Stadtbezirksbeiräte in Nordwest vorgeschlagen wurden, kein Thema“, sagt sie.

Annett Baar und ihre Mitstreiter – die Initiative sammelte inzwischen 2000 Unterschriften – sehen sich seit Beginn des Protestes dem Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit und des Neonazismus ausgesetzt. „Wir haben das volle Programm der Ablehnung abbekommen. Eingeworfene Autoscheiben gehörten leider auch dazu.“ Die Vorsitzende hofft weiterhin auf die Dialogbereitschaft der Stadt, setzt in dieser Woche auf ein Gespräch mit Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD). Dessen Chef, Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), hat sie auch schon einige Male nach Wahren eingeladen – bislang ohne Erfolg. „Es ist sehr bedauerlich, dass friedlich gestimmte Bürger in der Stadt der Friedlichen Revolution dauernd vor vollendete Tatsachen gestellt, in Entscheidungsprozesse nicht mit einbezogen werden. Nicht mal die Stadtbezirksbeiräte Nordwest und Nordost.“

Am Sonnabend sah sich Annett Baar beim Tag der offenen Tür in der Unterkunft Riebeckstraße 63 um. Nach Gesprächen mit den Sozialbetreuern, darunter mit der Libanesin Alya Marrakchi und der Iranerin Shahla Payam zwei ehemalige Asylbewerberinnen, war sie des Lobes voll: „Hier ist fachliche Kompetenz zu spüren. Und diese Leute sind mit dem Herzen dabei.“

dom