MDR-Exakt vom 21.08.2013: „Neue Vorwürfe gegen Asylbewerberheim-Betreiber“

Nur 126 Euro monatliche Reinigungsausgaben für 20.000-qm-Areal. Gedenkstättenleiter Hollitzer kritisiert Auftragsvergabe an ehemaligen VoPo-Generalmajor.

Der Betreiber des Leipziger Asylbewerberheims Schönefeld Ost, in dem ein libanesischer Mann sechs Wochen lang tot in seinem Zimmer lag, ohne dass die Heimleitung darauf aufmerksam wurde, sieht sich neuen Vorwürfen ausgesetzt.

Nach Recherchen des MDR-Nachrichtenmagazins „Exakt“ lagen die monatlichen Reinigungsausgaben für das 20.000 Quadratmeter große Areal bei gerade einmal 126 Euro. Das geht aus internen Unterlagen aus dem Jahr 2008 hervor, die dem MDR-Magazin vorliegen. Der Betrieb des Asylbewerberheimes scheint dagegen äußerst lukrativ zu sein. Laut der internen Papiere erwirtschaftete die „A + S Laval Sicherheit und Dienstleistung GmbH“ in dieser Zeit eine Umsatzrendite von immerhin zehn Prozent. Der Ausländerbeauftragte des Freistaates Sachsen, Martin Gillo, kritisiert die unzureichenden Vergabekriterien für das Betreiben von Asylbewerberheimen. Momentan könne leider jeder so ein Heim betreiben, so Gillo gegenüber dem MDR-Magazin.

Kritik gibt es inzwischen auch an der Auftragsvergabe an die „A + S Laval Sicherheit und Dienstleistung GmbH“. Deren Geschäftsführer ist der ehemalige Chef der Leipziger Volkspolizei, Gerhard Straßenburg.

Für den Leiter der Stasi-Gedenkstätte „Runde Ecke“, Tobias Hollitzer, ist die Vergabe ein Unding, da der damalige Generalmajor der Volkspolizei Straßenburg 1988/89 auch an der gewaltsamen Auflösung von Montagsdemonstrationen beteiligt war. Zudem sei es zynisch, dass „ausgerechnet jene Leute, die damals die internationale, antiimperialistische Solidarität hoch gehalten haben, nun aus dem Leid jener, die sie damals unterstützen wollten, Profit saugen“.

Der Betreiber des Asylbewerberheims wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Für die Unterbringung und Betreuung der Asylbewerber ist das Sozialamt der Stadt Leipzig zuständig. Die Behörde überlege derzeit, wie mit dem Asylbewerberheim weiter verfahren werde. Ein kompletter Umzug der Bewohner sei wegen mangelnder Kapazitäten derzeit nicht möglich.

(Quelle: MDR-Exakt)