LVZ-Online vom 30.10.2013: „Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff fordert klares „Ja“ zu Moschee in Leipzig“

Leipzig. Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff wirbt in der Debatte um den Bau einer Moschee in Leipzig für eine breite Zustimmung. Zugleich forderte er die politisch Verantwortlichen in der Stadt zu einem klaren Votum für den Bau auf. „An der Stelle ist hier Klarheit gefragt, von denen, die hier Verantwortung tragen. Dass sie klar sagen: „Ja, das gehört zu unserem städtischen Leben dazu““, sagte Wolff. Gegen den Bau hat sich eine Bürgerinitiative gegründet. Für diesem Samstag hat die rechtsextreme NPD eine Kundgebung angekündigt. Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ ruft zu Protesten gegen den Aufmarsch auf.

Die Glaubensgemeinschaft der Ahmadiyya Muslim Jamaat will die Moschee in Leipzig-Gohlis errichten – es wäre der erste Moschee-Bau in der Stadt. Die bestehenden Gotteshäuser islamischer Gemeinden befinden sich in ehemaligen Wohnhäusern. Nach den Angaben von Baudezernentin Dorothee Dubrau ist das Vorhaben zulässig und wird aller Voraussicht nach genehmigt. Am 7. November ist eine Informationsveranstaltung geplant.

Während sich politische Parteien wie etwa Grüne, SPD und Piraten zu dem Vorhaben bekennen, sind etliche Bürger gegen eine Moschee in ihrem Umfeld. Schon häufiger gab es im eigentlich weltoffenen Leipzig, der Stadt mit dem Beinamen „Hypezig“, ähnliche Proteste – etwa als die Stadt ankündigte, Asylbewerber künftig dezentral unterzubringen. Vor einigen Jahren gab es außerdem Proteste aus der Mitte der Gesellschaft gegen ein Begegnungszentrum der Jüdischen Gemeinde. Anwohner fürchteten unter anderem Belästigungen durch erhöhte Sicherheitsmaßnahmen.

„Das sind die offenen Widersprüche, in denen Leipzig sich bewegt“, sagte Pfarrer Wolff. „Zwischen Größenwahn und Schrebergarten – da bewegt sich Leipzig.“ Derartige Debatten sehe er aber nicht als spezielles Leipziger Problem, sondern als ein ostdeutsches. „Zeitversetzt kommen hier die Herausforderungen und Probleme an, die Westdeutschland vor 20 Jahren hatte.“ Wolff betonte, „wir können niemandem verbieten, seine Religion zu leben“. Dazu gehöre auch ein Gotteshaus. „Das gehört dazu, wenn wir Integration ernst nehmen.“

Ahmadiyya Muslim Jamaat ist nach eigenen Angaben die älteste muslimische Gemeinde in Deutschland mit 35 000 Mitgliedern. Sie hat bundesweit 35 Moscheen. Die Leipziger Ahmadiyya-Moschee wäre die zweite in Ostdeutschland nach einer 2008 eröffneten in Berlin-Pankow. Auch gegen den Bau dort hatte es erhebliche Proteste und Demonstrationen gegeben.

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(Quelle: © LVZ-Online, 30.10.2013, 09:23 Uhr)