LVZ Delitzsch/Eilenburg vom 04.09.2013: „Rackwitzer Gemeinderäte fordern öffentlichen Dialog“

Abgeordnete sehen in der Unterbringung von 30 bis 40 Asylbewerbern in kommunalen Wohnungen einen Lösungsansatz

Rackwitz. Die Rackwitzer Gemeinderäte Olaf Uhlmann (Unabhängige Wählervereinigung) und Dietmar Schenk (Rackwitzer Bürgerschaft) haben sich jetzt mit einem offenen Brief an Landrat Michael Czupalla (CDU) und Bürgermeister Manfred Freigang (UWV) in die Diskussion um Rackwitz als möglichen Standort für ein Asylbewerberheim eingemischt. Mit dieser Initiative wollen sie, wie sie schreiben, „Vertrauen wiederherstellen“.

Zugleich fordern sie den Landrat und ihren Bürgermeister auf, gemeinsam mit den Rackwitzer Gemeinderäten unter Einbeziehung der Bevölkerung in einen Dialog zu treten, der zum Ziel hat, „eine begrenzte Anzahl asylsuchender Menschen in Rackwitz aufzunehmen und ihnen für die Dauer ihres Asylverfahrens Unterkunft, Integration und Akzeptanz durch die Rackwitzer Bürger entgegenzubringen“.
Was in Rackwitz am 29. August viele wütend zur Sitzung des Gemeinderates geführt habe, seien fehlende Informationen gewesen und die unterlassene Einbeziehung der Einwohner sowie des Gemeinderates in die Pläne des Landratsamtes, ein Asylheim in Rackwitz zu etablieren. „Die Bürger wurden einfach übergangen, der Bürgermeister unterließ jegliche Unterrichtung der Gemeinderäte“, heißt es in dem Brief. „Pauschal wurden die Anwesenden mit rechten Gedankenansätzen in Verbindung gebracht, was für uns völlig inakzeptabel ist und dem Ansehen unserer Gemeinde sehr schadet“, so die beiden Gemeinderäte. In ihrem offenen Brief weisen sie auch darauf hin, dass viele Bürger in Gesprächen und Diskussionen ihre Bereitschaft zur Aufnahme und Integration einer begrenzten Anzahl von Asylsuchenden in Rackwitz zum Ausdruck gebracht hätten. Dabei könne es aber nicht darum gehen, 120Menschen in einem Lager unterzubringen und die Hilfesuchenden sich allein zu überlassen. Vielmehr müssten diese Menschen Unterkünfte erhalten, die es Familien ermöglicht, als solche zu leben. „Für 30 bis 40 Asylbewerber sollte dies im kommunalen Wohnungsbestand möglich sein und auch die Akzeptanz der Bevölkerung finden.“ Als möglichen Lösungsansatz hätten das mehrere Gemeinderäte bereits am vergangenen Donnerstag so besprochen, und er habe es so an Landratsamtsdezernentin Angelika Stoye herangetragen, sagte Dietmar Schenk gestern gegenüber der LVZ.
Hintergrund ist, dass der Landkreis Nordsachsen in diesem Jahr für 260 Asylbewerber Unterkünfte schaffen soll. Vier bis fünf Standorte werden derzeit geprüft. Einer davon ist das ehemalige Rackwitzer Lehrlingswohnheim in der Leipziger Straße. Es ist der erste Standort, der öffentlich bekannt geworden ist.

Thomas Steingen