LVZ-Online vom 09.11.2012: „Leipziger Initiative „Menschen.Würdig“ mit Sächsischem Demokratiepreis ausgezeichnet“

Der Leipziger Initiativkreis „Menschen.Würdig“ wurde am Freitag in Dresden mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie ausgezeichnet. Unter 56 Bewerben wählte eine prominent besetzte Jury aus zehn Nominierten zwei Preisträger. Neben der Leipziger Gruppe, die sich für die menschwürdige Unterbringung von Flüchtlingen einsetzt, wurde auch die Initiative „Nazifrei! Dresden stellt sich quer“ gewürdigt.

„Das ist eine große Anerkennung für unsere Arbeit in diesem Jahr“, sagte Daniel Bergelt, Sprecher von „Menschen.Würdig“, gegenüber LVZ-Online. Im Juni 2012 schlossen sich Bürger und kleinere Initiativen zusammen, um in die Diskussion um die geplante dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern in Leipzig einzugreifen.

Um das marode Flüchtlingsheim in der Torgauer Straße schließen zu können, will die Stadt kleinere Objekte in verschiedenen Stadteilen für die Unterbringung der Asylbewerber sanieren. In Wahren und Portitz gab es in der Bevölkerung zum Teil heftige Proteste dagegen.

„Die Debatte war an einem Punkt, an dem man intervenieren musste“, so Bergelt. „Menschen.Würdig“ sei es gelungen, das Problem beim Namen zu nennen. „Die Diskussion war stark fremdenfeindlich geprägt. Es ging um Rassismus“, so der Sprecher weiter. Im Laufe der Monate konnte „Menschen.Würdig“ zeigen, dass es überall im Stadtgebiet Menschen gebe, die Flüchtlingen und ihren Einzelschicksalen aufgeschlossen gegenüber stünden, sagte Bergelt.

In einer ersten Stellungnahme der Landtagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen hieß es am Freitag: „Dieses Engagement, das mit einer umfassenden Aufklärungskampagne einherging, hat dazu beigetragen, dass Fehlvorstellungen und Ängste behoben werden konnten“. „Wir wollten außerdem die Asylbewerber selbst in die Diskussion hineinholen“, erklärte Daniel Bergelt im Gespräch mit LVZ-Online. Das Konzept der Stadt sei ein Schritt in die richtige Richtung, um Asylbewerber menschenwürdig unterzubringen.Der Sächsische Förderpreis für Demokratie wird zum sechsten Mal vergeben. Veranstalter sind in diesem Jahr die Amadeu Antonio Stiftung, die Freudenberg Stiftung und die Sebastian Cobler Stiftung. Das Land Sachsen gehört nicht mehr zu den Förderern. Sachsen hatte eine „Extremismuserklärung“ von den Bewerbern gefordert, in der diese sich ausdrücklich von extremistischen Tendenzen distanzieren sollten. Die Stiftungen verzichten nun auf diese Erklärung.56 Bewerbungen für den Sächsischen Demokratiepreis gingen in diesem Jahr ein. Eine Jury aus Stiftungsmitgliedern und Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Medien wählte zehn Nominierte und entschied sich für zwei Haupt-Preisträger. Die Laudatio in Dresden hielt Wolfgang Thierse, Vizepräsident des Deutschen Bundestages.Mit der Auszeichnung bekommen die Hauptpreisträger jeweils 5.000 Euro. „Menschen.Würdig“ will mit dem Geld in Leipzig den Aufbau eines offenen Treffs und einer Rechtsberatung für Flüchtlinge initiieren. Geplant sei im nächsten Jahr auch eine kulturelle und informative Veranstaltungsreihe in Wahren, die Empathie mit den Flüchtlingen schaffen soll. Mehr Infos:

www.menschen-wuerdig.org

www.demokratiepreis-sachsen.de

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(Quelle: Evelyn ter Vehn, LVZ-Online, 09.11.2012, 18:04 Uhr)