LVZ vom 25.03.2013: „Überraschte Hausherren“ (S. 16)

Vorschusslorbeeren für Betreiber des Reudnitzer Asylbewerberheimes / Kritik an Sanitärausstattung

Die frühere Wohnstätte des Städtischen Eigenbetriebs Behindertenhilfe in der Riebeckstraße 63 – ab April/Mai ist sie Unterkunft für 115 Asylbe- werber und Flüchtlinge. Das Quartier ist eines von mehreren Objekten im Stadtgebiet, die die wenig erbau- liche Massenunterkunft Torgauer Straße 290 mit ihren 230 Plätzen in zwei Jahren überflüssig machen sollen. Am Sonnabendmittag war in Reudnitz Tag der offenen Tür. Es kamen viele – zur Überraschung der Hausherren.

Der Name des Vereins, der die Betreuung der in der Riebeckstraße 63 Zuflucht Suchenden übernimmt, ist Programm: Pandechaion heißt auf Deutsch Herberge. „Wir wollen dem Asylverfahren Menschlichkeit verleihen“, sagte Alexander Melzer, der Leiter der Häuser 1 und 4 auf dem Areal zwischen dem städtischen Altenpflegeheim „Martin Andersen Nexö“ und der Thonberg-Notfallklinik. „Wir leisten karitative Arbeit, keine politische.“ Vier weitere hauptamtliche und zehn ehrenamtliche Mitstreiter komplettieren Melzers Team. Einige von ihnen standen am Sonnabend zwei Stunden lang Rede und Antwort. Unter denen, die den Tag der offenen Tür nutzten, um sich vor Ort eine Meinung zu bilden, waren Stadträte, Stadtbezirksbeiräte, Experten in Sachen Flüchtlingsarbeit und viele künftige Nachbarn. Zu den Letztgenannten zählen auch die evangelisch-lutherische Erlöserkirchgemeinde Thonberg und die katholische Pfarrei St. Laurentius Reudnitz. „Von dort gibt es durchweg positive Signale. Unser Ziel ist die Integration der Asylbewerber. Da freuen wir uns über jeden, der Hilfe anbietet“, betonte der Heimleiter.

Melzer und sein Stellvertreter Lutz Koniczek werden in den verbleibenden Tagen bis zur Ankunft der ersten Bewohner noch den einen oder anderen Mangel abstellen, die eine oder andere Schraube fester drehen müssen. Nichts mehr ändern können sie fürs Erste an den Sanitärbedingungen, die einigen Besuchern bitter aufstießen. „Zu wenige Duschen und Toiletten“, monierte beispielsweise Nicole Lakowa, Mitglied des Stadtbezirksbeirats Südost. „Auch die Küchen sind für meinen Geschmack nicht optimal. Das Ganze sieht ein wenig nach städtischer Minimalsanierung aus.“ Auf beiden Etagen von Haus 4, das als erstes belegt wird, existieren jeweils zwei Gemeinschaftsküchen, ein knappes halbes Dutzend Toiletten und Duschen. Es gibt Wohnräume mit einem, zwei und drei Betten. Zur Ausstattung gehören Stühle, Tische und Schränke. Ferner besitzt jedes Zimmer einen Kühlschrank. „Alle Familien erhalten bei der Ankunft ihr eigenes Geschirr, eigene Töpfe. So wird es hoffentlich keine Probleme beim Kochen geben, sollten Muslime und Christen auf einer Etage leben“, erläuterte Koniczek.

Nichts auszusetzen hatte die grüne Beirätin Lakowa am Betreiber: „Das Betreuer-Team macht auf mich einen absolut kompetenten Eindruck.“ Pandechaion kennt sich aus in dem Metier. Der 2008 gegründete Verein kümmert sich in Grünau bereits um die Asylbewerberunterkunft Liliensteinstraße mit aktuell 220 Plätzen.

Dominic Welters